Was versteht man unter Freier und Open-Source Software?

Open-Source, auf Deutsch “Quelloffen”, bezeichnet Software oder andere digitale Produkte, bei denen der Quellcode öffentlich einsehbar ist. Somit ist der Code nicht geheim und jeder kann prüfen, wie die Software funktioniert. Diese Philosophie basiert auf den Prinzipien der Transparenz, der Freiheit und der globalen Zusammenarbeit.

Freie Software, manchmal auch als Open-Source Software bezeichnet, ist eine spezielle Kategorie von Software, bei der die Freiheit und Kontrolle über das Programm im Mittelpunkt stehen; im Gegensatz zu proprietärer Software, die oft unter strengen Lizenzbedingungen steht.

Dieser Ansatz zur Softwareentwicklung steht im Einklang mit einer Philosophie, die die Freiheit des Einzelnen betont und auf Zusammenarbeit und Wissensteilung setzt. Freie Software zielt darauf ab, die Abhängigkeit von einzelnen Softwareanbietern zu verringern und den Benutzern die Kontrolle über ihre digitalen Werkzeuge zu geben.

Das Urheberrecht und Freie Software - Nicht zu vereinen oder eine Synergie?

Das Urheberrecht räumt dem Urheber eines Werks das Recht ein, als Einziger darüber zu entscheiden, was mit seinem Werk passiert. Somit kann ein Buchauthor das Recht abtreten (bzw. gegen ein Honorar verkaufen), das Buch zu vervielfältigen und in den Umlauf zu bringen. Hier entsteht eine Synergie: Der Buchauthor hat durch das Honorar seine monetäre Leistung bekommen. Der Verlag hat ein Buch und das Recht bekommen, es zu verkaufen. Der Buchauthor muss sich somit nicht um den Druck und den Vertrieb kümmern und der Verlag muss kein Buch selbst schreiben. Beide Parteien erlangen dadurch Vorteile.

Computersoftware unterliegt auch dem Urheberrecht. Somit darf Software nicht ohne weiteres vervielfältigt werden, ohne dass es der Urheber ausdrücklich erlaubt hat.


Exkurs:

Zu Beginn der Computer-Zeit war es unüblich, Software zu verkaufen. Grund hierfür war, dass sich bereits die Hardware-Anschaffungskosten im Millionen-Bereich befanden. In den 1960er und 1970er war es üblich Software einfach zu tauschen und zu kopieren. Bill Gates war sehr verwundert darüber, dass niemand bereit war, für seinen BASIC-Interpreter Geld zu bezahlen, obwohl er sehr verbreitet war und viel Zuspruch bekam. In den nächsten Jahren wurde es immer selbstverständlicher Software zu verkaufen, statt zu verschenken. Außerdem wurde nur der ausführbare Code verkauft, nicht der Quellcode, sodass jeder hätte nachvollziehen können, wie die Software funktioniert oder man Veränderungen vornehmen könnte. Richard M. Stallman wollte das System überarbeiten und gründete 1983 die “Freie-Software-Bewegung”.


Richard M. Stallman definierte Freie Software mit vier Bedingungen:

  1. Freiheit zur Verwendung: Die Software muss zu beliebigen Zwecken genutzt werden dürfen.

  2. Freiheit zur Analyse: Man muss den Softwarecode lesen und anpassen können.

  3. Freiheit zur Weitergabe: Die Software muss weiter gegeben werden dürfen.

  4. Freiheit zur Verbesserung: Die Software inkl. der Verbesserungen muss veröffentlicht werden, um der Allgemeinheit zu nutzen.

Grundsätzlich fand diese Idee Anklang, doch wurde das Wort frei häufig mit kostenlos gleichgestellt. Ende der 1990er wurde die Open Source Initiative gegründet, deren Ziel es war, noch freiere Software zu besserem und weniger ideologischem Marketeting zu bringen. Somit fand eine “Verwässerung” zwischen den Begriffen Freie Software und Open-Source-Software statt. Diese Kontroverse ist bis heute nocht nicht vollständig beglichen.

Doch wieso sollten Programmierer Ihre Software einfach frei zur Verfügung stellen, wenn sie die Software nicht verkaufen? Man kann trotzdem mit Freier und Open-Source-Software Geld verdienen!

  1. Es können Zusatzleistungen, z.B. Unterstützung, Training oder Dokumentationen angeboten werden.

  2. Kundenspezifische Weiterentwicklungen oder Erweiterungen können erstellt werden und die entstandene Arbeitszeit kann vergütet werden.

  3. Das Grundgerüst der Software kann als FOSS (Free and Open-Source-Software) vertrieben werden. Eine Vollversion kann dahingegen proprietär vertrieben werden. (Stichwort: open core)


Der letzte Punkt hat einen faden Beigeschmack: Der Grundsatz, dass es viel freie und kostenlose Software gibt, ist sehr gut. Allerdings kann es dazu führen, dass man indirekt dazu gezwungen ist, die kostenpflichtige Vollversion zu kaufen, um vernünftig die Software nutzen zu können.


Lizenzen

Doch wie wird nun Software zu Freier bzw. Open-Source-Software? Dem Urheber des Werks, bspw. der Software, sind gewisse Rechte vorbehalten. Allerdings können diese Rechte weitergegeben werden. Dies geschieht über Lizenzen.


Exkurs: EULA

Sogenannte End User Licence Agreements (EULA) kommen oft mit propritärer Software (kostenpflichtige nicht-freie Software) im Zusammenhang vor. Der Käufer muss diese Vereinbarung akztepieren, bevor er die gekaufte Software benutzen darf. Der Verkäufer der Software verbietet es dem Käufer Dinge zu tun, welche er eigentlich gemäß dem Urheberrecht hätte, bspw. die Software “gebraucht” weiterzuverkaufen oder schlecht über die Software öffentlich zu reden.

Lizenzen für FOSS (Free and Open-Source-Software) dienen dazu, dem Benutzer der Software Dinge zu erlauben, welche er gemäß dem Urheberrecht nicht hätte, bspw. die Software zu verändern.


Inzwischen gibt es sehr viele Lizenzen. Die wohl bekannteste ist die General Public Licence (GLP) des GNU-Projects von Richard M. Stallman und weiteren Personen.

Software, welche unter der GLP-Lizenz lizensiert wurde, muss der Quellcode zur Verfügung stehen darf für beliebige Zwecke genutzt werden, es ist ausdrücklich erlaubt den Quellcode zu verändern und in Original-/Veränderter Form weiter zu geben oder sogar zu verkaufen, was einen Sonderfall darstellt.

Wichtige freie Programme

Hier stellen wir nur einen Auszug aus der Vielfalt von freien Programmen dar.

Büroprogramme

  1. LibreOffice: Es ist der Nachfolger von OpenOffice, welche alle gängigen Bedürfnisse aus alltäglichen Büroaktivitäten abdeckt.

  2. Firefox: Dieser Webbrowser ist heutzutage der beliebteste und wird von der Mozilla-Foundation in Umlauf gebracht. Firefox ist sicherer und effizienter als ähnliche Webbrowser. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl an Erweiterungen, mit denen man sich den Webbrowser nach belieben selbst konfigurieren kann.

  3. Thunderbird: Dies ist ein Mail-Programm, welches ebenfalls von der Mozilla-Foundation in Umlauf gebacht wird. Ähnlich wie Firefox verfügt Thunderbird über zahlreiche Erweiterungen.

Grafik- und Multimedia-Programme

  1. Blender: Blender ist ein hochleistungsfähiges Programm, welches fotorealistisches Rendern von 3D-Szenen dient.

  2. Inkscape: Inkscape ist das Pendant zu Adobe Illustrator. Hiermit können vektorbasierte Grafiken erstellt und bearbeitet werden.

  3. GIMP: GIMP stellt eine Alternative zu Adobe Photoshop dar und ist im Umgang teilweise sogar bequemer als Photoshop.

  4. Audacity: Diese Software dient zur Bearbeitung und Aufnahme von Audiodateien. Audacity ist auch auf anderen Betriebssystemen als Linux sehr populär.

Server Dienste

Das Internet wäre nicht das Internet, was wir kennen, wenn es Linux nicht gäbe. Man könnte fast sagen, dass das gesamte Internet auf Linux aufbaut. Riesige Serverfarmen von Google oder der Deutschen Börse würden ohne Linux nicht im Ansatz so performant und zuverlässig laufen.

  1. Apache: Der Webserver Apache ist mit Abstand der meist verwendeste Webserver im Internet. Mehr als die Hälfte aller Webseiten laufen auf einem Apache-Webserver.

  2. MySQL / PostgreSQL: Diese beiden Programme sind relationale Datenbankserver. Beide sind sehr flexibel in der Anwendung und haben eine bedeutende Aufgabe u.a. im Bereich der Webseiten.

  3. Postfix: Einer der sichersten und zuverlässigsten Mailservern, welcher vom kleinen Betrieb im Home-Office bis hin zu großen börsennotierten Unternehmen Anwendung findet.


Fazit:

Der Open-Source Gedanke ist in unserer heutigen Zeit von großer Bedeutung. Gerade in Bezug auf Datenschutz und Vertrauen, bietet kein anderes Modell mehr Transparenz. Der Alltag lässt sich mit freier Software genau so gut bewältigen, wie mit propritärer Software. Auch im Bezug auf den Aufbau eigener IT-Infrastuktur gibt es eine Vielzahl an freier und Open-Source-Software.


Quelle: LPI Linux-Essentials (Oktober 2023)